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Marathon - und dann?

Ein Kollege kam gerade stolz zu mir: er hat sich für einen Halbmarathon angemeldet. Er trainiert seit einem Jahr. Großartige Leistung! Ich unterstütze das und finde es wirklich bewundernswert (besonders, weil ich laufen hasse).

 

In meiner Welt gucke ich allerdings immer häufiger verwundert auf die Sportgewohnheiten meiner Klienten. Speziell die Häufung von Marathon/Ironman Zielen. Klar ich arbeite mit leistungsstarken, erfolgreichen Unternehmern/innen, d.h. hier findet sich natürlich eine Ansammlung ehrgeiziger Menschen. Sie laufen/trainieren sich den Kopf frei, denn in diesen Köpfen werden eine Menge Bälle in der Luft gehalten und da ist es notwendig mal „Luft“ zu schaffen. 

 

Damit hätten wir den ersten wichtigen Ansatz: Kopf frei. Mein „aber“ kommt immer dann, wenn die Dosis erhöht werden muss, um das gleiche Ziel zu erreichen. So wie die Kopfschmerztabletten irgendwann nicht mehr helfen, sondern selbst Kopfschmerzen verursachen. So ist Sport ein Mittel, das sich abnutzt. Und es heilt nicht. Ich habe Klienten für die wurde der Sport nur ein neuer Stressfaktor im Kalender.

 

Und der zweite wichtige Ansatz für Marathon/Ironman/Radfahren (alle Einzelsportaktivitäten): das ist ein so herrlich beherrschbares Ziel und hängt nur an der eigenen Person! Plan und Disziplin = Erfolg. Das ist ein wohltuender Gegenpol zur Arbeits-/Lebenswelt. Keine Verantwortung für andere und keine Abhängigkeit. Erfolge durch Disziplin. Durchbeißen führt zum Erfolg und das überträgt sich auch in die Arbeitswelt. Durchhaltevermögen steigt. Mein „aber“ hier kommt immer dann, wenn die Disziplin auch dazu genutzt wird, um aufkommende Unsicherheiten, Überforderungen und Zweifel in den Griff zu bekommen. Wenn die Leidensfähigkeit verhindert, dass die „Technik“ in Frage gestellt wird. Das ist dann das Lebensgefühl „Gegenstromanlage“: viel Kraft, viel Tun, aber es geht nicht vorwärts. Wäre es da nicht viel besser die Gegenstromanlage auszustellen und mit Kraft nach vorne zu kommen?

 

Plausibel? Oder?